Stefan Fraunberger – Quellgeister #1

 


 
 
 
 
 
 
Performed and composed by Stefan Fraunberger,
In the Fortified Church, Christian, Romania / April 2009

The CD-R comes in a digisleeve. The download is 320 kbps mp3s plus jpgs of the digisleeve (+ a little suprise).

The present material is the first release related to a series of sound-sculptures, which are developed in an almost archeological sound-research throughout transsilvania. I am searching old - out of regular use - church-organs, to free them from their eternal sleep of dust. “Quellgeister” (“Source-Spirits”) is the content, the form and the concept of that peculiar collaboration between me and the instruments as well as the title of that series. It’s focus are semi-functioning organs in dwelling liminal regions of present culture, an attempt to recontextualise the seemingly determined phenomena of left-out and empty ritual-space.

„Quellgeister #1“ was created in spring 2009 in the Romanian village of Christian. Surrounded by sheep, socialist remains and present day culture of what is called the rough east, the work was sculpted from air and movement to result in organic forms of invisibility. The used organ is in as bad a state as the church itself. It’s wooden mechanics are remains from the 18th century. I was undergoing a 2 weeks “airological-sound-research” at and around the organ to catch something analogue to a taste of whirling moments and states of mutual nothingness.
Sounding Ambigity within “the forgotten” is dancing around the spirits of auditory possibilities...

„Quellgeister #1“ is moving from what was once called music to slowly drone in a spring-swamp and is finally to speed up to a constant movement of several “in- and detonating” spacial directions. Organic Tapes / Electroacoustic Creatures, which didn’t loose their intermediary qualities since several centuries. Their air is following the pipes alongside the rotten “church-body” to join in with rats, insects and myself on a movement sculpting the saw-tooth alike flashes of time.

"Das vorliegende Material ist die erste Veröffentlichung einer Serie von klanglichen Skulpturen, die ich in fast archäologisch zu nennenden Forschungsreisen durch Transsilvanien entwickle. Ich suche dabei bevorzugt alte Kirchenorgeln, um sie aus ihrem trägen, zweiwöchentlich getaktetem Messdienst zu befreien. "Quellgeister" ist der Inhalt, die Form, das Konzept dieser Zusammenarbeit zwischen mir und den Instrumentarien, wie auch Titel der Serie. Ihr Fokus sind semifunktionale Orgeln, verortet in liminalen Bereichen der Gegenwartskultur. Aus Perspektiven spielerischen Ergründens bergen sie mannigfaltig Möglichkeiten in sich. „Quellgeister“ beschäftigt sich mit Phänomen innerhalb leeren und verlassenen Raumes, dem Versuch auf dessen Gegenwart einzugehen, ihn neu zu bespielen, zu re- kontextualisieren. Klangliche Ambiguität im Möglichkeitsraum der Geisterkirchenschiffe kondensiert sich am Quell auditiver Praxis.

Aus diesen ersten "Quellgeister" bildeten sich im Jahr 2009 im Dorf Christian, an den Hügeln der Peripherie, dessen was der rohe Osten genannt, aus Luft und Bewegung quasi-organische Skulpturen. Die bespielte Orgel befindet sich in einer ebenso wie sie selbst viertel-intakten Kirche und weder die eine noch die andere erfreut sich jugendlicher Blüte. So sind dem Werk die Ausformungen der „Möglichkeiten der Leere“ eingeschrieben. Seit dem 18. Jhdt bestehende Holzmechanik, ausgelotet während einer 2-wöchigen „Klausur“, ständig mit den umschwirrenden Momenten und Dichten arbeitend. Ich handle mit dem Versuch, klangliche Gegenwartsfindung dem Wortsinn nach im Nichts zu begreifen und erfassen.

„Quellgeister #1“ bewegt sich von dem, was einmal Musik genannt, hin zu einem Frühlingssumpf und kulminiert im „Umsichwerfen“ körperlich gleichzeitiger Stimmungen und Verstimmungen.
Organische Tapes / elektroakustische Gebilde, deren Nullen und Einsen sich seit dem vorvorletzten Jahrhundert nicht den Zwischenraum nehmen ließen. Abstrakte Projektionen, nie im Eindimensionalen verhaftet, sich ständig auflösend und zusammensetzend.
Das Instrument folgt den Pfeifen entlang ins Hauptschiff und zurück, den Ratten, Insekten und mir, die wir uns nebeneinander gemeinsam am Zahn der Zeit in die Orgel fressen."

Stefan Fraunberger

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Reviews:

Orgelmusik. Aber eine besondere Orgelmusik. Fraunberger spielt auf der 1776 aufgestellten Orgel in der Kirchenburg von C[h]ristian (Großau) in Transsilvanien (Siebenbürgen), 10 km westlich von Sibiu. Der Mag. phil der Arabistik, aber auch Komponist von Vo­kalkompositionen (Radikalismen) und Intermedialismen (z.B. Bish-az-Pish) etc., hat seinen Auslandszivildienst in Sibiu abgeleistet und kennt daher die Gegend. Auch wenn die Mäuse und die Würmer an ihm genagt haben, hat das Instrument doch noch eine gewaltige Stimme, die es so wohl seit Jahren nicht mehr oder gar noch nie hat erschallen lassen können. Der Österreicher zwang der Orgel zwar 2009, als er sich in einer 2-wöchigen Klausur in sie vertiefte, keine allzu neumodischen Töne auf. Aber er nötigte ihr alles an Be- und Entgeisterungsfähigkeit ab, was sie mit ihren 233 Jahren noch in sich hatte. Fraunberger sagt über sie, dass ihr die "Möglichkeiten der Leere" eingeschrieben sind, nicht nur die meist gähnende Leere des Kirchenschiffs, auch die Jahrhunderte der geistlichen Entlee­rung. Die nutzte er ungeniert für eine prachtvolle Revokation viel­leicht anderer Geister, anderen Geistes. Als ein neobarocker Bild­hauer, der mit Hämmern und Meiseln den erst noch stöhnenden und misstönenden Pfeifen ihren Gesang entlockt. Der erst nur auf- und abflammend, ächzend und scheinbar erinnerungsdumpf brütend, zunehmend aber versonnener und sonorer, allmählich auch selbst­vertrauensvoller, zunehmend spektral und prall, in Dröhnwellen badet und sich wiederbelebt. Und sich allmählich wiedererkennt als Organ eines Geistes, der älter und womöglich sogar frömmer war als der christliche. Allerdings hatte schon Jakob Böhme die sieben "Quellgeister" (Begierde, Bewegnis, Angstqualität, Feuerblitz, Liebe, Hall und Schall, Verständnis) als Aspekte göttlicher Schöpfungskraft wiederentdeckt. ...nenn' es, beschreib' es wie du willst! Nenn's Fruchtbarkeit des Geistes! Unerschöpflichkeit! Quellgeist! schwärmte dann auch Lavater, als die Orgel gerade erst zwei Jahre jung war. Diesen Ton und den Ton des Genius, der Genien selbst, den scheint Fraunberger zu beschwören, wenn er alle 20 Register aufrauschen und überschäumen lässt, um uns Spätgeborene mit süßen Schauern und Schreckenstränen und Freudenblässe zu überschauern. Bei diesem Spiritismus habe sogar ich Erscheinungen.
Bad Alchemy

The title of this is 'source spirits', and these sources are to be found in the church organ. I have no idea who this Stefan Fraunberger is, but he's on the look out for old church organs through Transylvania, to take away the dust and record music with them. In 2009 already he recorded this work in the Romanian village of Christian - apt name I was thinking - and apparently both church and organ are in a bad state. I don't think he's done anything in a post-production, but he spend two weeks to play this thing, so it might very well be that this is a collage of various stages of organ playing cut into a thirty-one minute piece of music. The press text also talks about the surrounding of the village, but that's not something we hear on this release - no field recordings were harmed in making this work. But the recording is actually quite nice I must say that. It moves around from the very introspective and silent playing to something that is very upfront and loud. Me thinks that much
of this was recorded in an improvised way and later cut together from various recordings; I might be entirely wrong of course, just as my assumption that moving and placing of microphones is of importance here. I think it plays an important role, maybe it doesn't. I thought these thirty-ones minutes made up an excellent piece of music; some very intense music at that actually; physically present and very moving. Not in any sort of religious context, but a certain level of horror movie I could surely detect in here. I mean: recordings made in Transylvania? What else would you expect? On to the next 'quellsgeister'! (FdW)
Vital Weekly

Eine etwas andere Studien- bzw. Forschungsreise tätigte der Wiener STEFAN FRAUNBERGER, der in Transsylvanien alte Kirchen, aber im Besonderen deren Orgeln, erforschte, aus deren Tönen er einen abstrakten Soundtrack formte, der in mysteriöse Dimensionen katapultiert.
“Quellgeister #1” veröffentlicht STEFAN FRAUNBERGER über den Grazer Verlag CHMAFU NOCORDS, welcher die beeindruckenden Feldaufnahmen in Form einer CD-R (im Slim-Digipack) wie Digital herausgibt.
Für den Personenkreis, der sich nie in alten Kirchen “herumtrieb”, mögen sich die gut 30 Minuten befremdlich anhören, hingegen den Besucher(-inne)n der alten Gemäuer kommen die zu vernehmenden Klänge bekannt vor, die zu Anfang einfach oder ungehobelt erscheinen, aber eine wahnsinnige Ausstrahlungskraft besitzen, wodurch sie SCHNELL Gefangen nehmen (und betören, wenn sie/ er den typischen fast klinischen Sound von alten Holzorgeln schätzt). Heißt, STEFAN FRAUNBERGER‘s “Quellgeister #1” können eine völlig neue Erfahrung sein, aber auch ein reine Auffrischung von einstigen (überwältigenden) Hörerlebnissen.
Anmerkung: Kirchenmusik im eigentlichen Sinne offenbart der Wiener mit “Quellgeister #1” NICHT, das eine Zusammenstellung von experimentellen(?) Sounds ist, deren Vielfalt (laut, leise, massiv, zurückhaltend usw.) eine hohe Aufmerksamkeit verlangt, um alle Nuancen zu evaluieren.
Fazit:
Individuen, die das außergewöhnliche Hörerlebnis suchen, müssen diese eindrucksvollen Feldaufnahmen von STEFAN FRAUNBERGER ihr Eigen nennen – meine absolute Empfehlung! PS: Bleibt zu hoffen, dass “Quellgeister #1″ der Anfang einer Reihe ist, welche anspruchsvolle Konsument(-inn)en unter Garantie begeistert!
Kulturterrorismus

Fraunberger schreibt: „Das vorliegende Material ist die erste Veröffentlichung einer Serie von klanglichen Skulpturen, die ich in fast archäologisch zu nennenden Forschungsreisen durch Transsylvanien entwickle. Ich suche dabei bevorzugt alte Kirchenorgeln auf, um sie aus ihrem trägen, zweiwöchentlich getakteten Messdienst zu befreien.“ 2009 verschanzte er sich für mehrere Tage in einer Kirche im rumänischen Dorf Christian und trat in eine Interaktion mit dem Raum und dem dort befindlichen Instrument, beide geprägt durch Brüchigkeit und Verfall, wie er es schildert. Quellgeister #1 ist dementsprechend nun keine Orgelkomposition im herkömmlichen Sinne, sondern viel mehr ein Zeitdokument. Was den/die Hörer/in erwartet, sind anfangs recht zurückhaltende Orgelklänge, zwischendurch blitzen immer wieder Umgebungsgeräusche auf, quietschende Reifen, Krähen, vorbeifahrende Autos, wodurch der Raum und die Dokumentation des Hier und Jetzt stark spürbar werden. In der zweiten Hälfte dieser etwa 30 Minuten andauernden Momentaufnahme legt Fraunberger dann richtig los. Orgelcluster bäumen sich auf und verebben in feinen, kontrapunktisch geführten Melodien, die jedoch in einem letzten Akt brutalst zerstört werden. Ist am Ende die Seele des Spielers wohl selbst zerbrochen? Man kann nur raten und aufmerksam zu hören.
freiStil

Cosa non può la suggestione!?!! Se non avessi letto che questo disco è stato registrato a Cristian, piccolo paese della Transilvania, all’interno di una chiesa fortificata e su un organo malmesso, probabilmente non lo avrei degnato di un ascolto.
Probabilmente lo stesso Stefan Fraunberger, musicista e strumentista sperimentale austriaco, si è lasciato suggestionare dall’ambiente e “Quellgeister #1” - primo di una serie di lavori dedicati all’organo – inizia davvero in modo inquietante e transilvanico, con ululati che sembrano provenire dall’interno di una cripta abitata da anime in pena (vi ricordate Frankenstein Junior: «lupo ulu-là castello ulu-lì»). Ma si tratta di una breve introduzione, ‘ché subito il vecchio strumento è sollecitato a esplodere in boati catastrofici, in bordoni dissonanti, in coralità solenni, in svisate stridenti… al pari di Bolleter, l’australiano dei pianoforti avariati, Fraunberger coniuga doti di musicista, di archeologo, di demone dantesco e di restauratore. Immaginate l’ambiente decrepito e pastorale in cui sono avvenute le registrazioni, sia quello interno sia quello esterno alla vecchia chiesa, e avrete già fatto dei buoni passi per mettervi in sintonia con una musica che trasuda un senso di spiritualità selvaggia, più vicina a un concetto di dio vendicativo e distruttore che a un senso di carità cristiana.
E pensare che stavo per accantonare questo disco .... mio zio Eterogenio me lo ha sempre detto di non fermarmi alla buccia.
Sands-zine

Questo disco parte dall'idea di Stefan Fraunberger di andare a suonare un vecchio organo in una vecchia chiesa al centro della Transilvania: ne esce qualcosa tra l'archeologia sonora, il field recordings e la semplice nostalgia. In una chiesa che lentamente va in rovina, Stefan suona questo organo mezzo sfasciato, con topi e scarafaggi che vivono nelle sue canne, e ne ricava una mezzora particolare. Ho un debole per il suono dell'organo: lo dico subito all'inizio per mettere bene le carte in tavola, e anche se un po' malconcio lo strumento è comunque in grado di emanare vibrazioni magiche, tra momenti tra il classico e il contemporaneo melodici ma mai stucchevoli, frequenze sfocate, accenni quasi cacofonici e attimi quasi di silenzio in cui si sente solo il fruscio di sottofondo. Di certo senza avere saputo la storia di Quellgeister #1 un po' di magia si sarebbe persa, perché il lato musicale è aiutato parecchio dall'aspetto performativo, ma ci sono momenti validi e se ci si lascia trasportare dall'atmosfera complessiva il disco regge la breve durata e si ascolta volentieri.
Sodapop

Durch ein dumpfes Klappern öffnet sich die Akustik des Raums. Bei schwachem Winddruck folgen säuselnde, wimmernde Klagelaute. Erst bei voller Motorleistung blähen sich diese seltsam fremden Klänge zu den bekannten Pfeifentönen einer Orgel auf. Doch das Instrument bleibt kurzatmig. Der Luftzug bricht erneut ein und die erschlaffenden Töne versacken in glissandierenden Flageoletts. Und selbst das mit Luft komplett vollgepumpte Instrument will nicht die gewohnte Pracht altbekannter Register und Mixturen entfalten. Es ist nicht gleichschwebend intoniert, im Gegenteil, es ist verstimmt und wurde offenbar seit geraumer Zeit nicht mehr sachgemäß gewartet. Daher schleichen sich in manche Akkorde irisierende Schwebungen und beginnen tiefe Basstöne sich zu dunklem Wummern zu überlagern, als handle es sich um dröhnende Motoren oder rein elektronisch generierte Sounds. Bei bestimmten Pfeifen oder Trakturen entweicht sogar Luft rauschend durch Risse und Ritzen.
Tatsächlich manipuliert Stefan Fraunberger nicht nur den Winddruck der Orgel, sondern ist die von ihm bespielte Kirchenorgel im transsilvanischen Dorf Christian ohrenscheinlich schadhaft. Laut Angaben des österreichischen Komponisten und Organisten handelt es sich um eine allenfalls noch „semifunktionale“ Orgel, die mit ihrer alten Holzmechanik aus dem 18. Jahrhundert nur noch „viertel-intakt“ ist. Das Programm der von ihm mit Quellgeister #1 eröffneten „Serie von klanglichen Skulpturen“ ist es, sich auf einer Reise durch Rumänien mittels Ausprobieren, Mikrofonieren und Aufnehmen – ähnlich den nagenden Ratten, Insekten, Pilzen und Zähnen der Zeit – in alte Orgeln zu „fressen“. Bei aller Tragik des drohenden Verlusts – die dabei resultierenden Aufnahmen sind einfach fantastisch: Denn der Zustand fortschreitenden Verfalls befreit die Orgel von ihrer sonst hochgradigen Besetzung als hehres liturgisches Gebrauchsinstrument. Statt wie sonst üblich einfach Musik auf diesem Instrument zu spielen, macht die halbstündige Aufnahme auf dieser ers­ten CD von Fraunbergers geplanter Reihe deutlich, dass vielmehr dieses alte Instrument selbst gespielt wird, mit all seinen Mängeln. Gerade die intonatorischen und me­chanischen Defekte verfremden die Orgel zu eben jener mechanischen Musikmaschine, die sie ihrer Bauweise nach ist, über die jedoch die meiste darauf gespielte Musik hinwegtäuscht.
Fraunbergers Ton- und Registerauswahl, Manipulationen und Abmischungen lassen die Orgel jene Ähnlichkeit mit sich selbst verlieren, die viele zeitgenössische Komponisten hartnäckig davon abhält, für dieses großartige Instrument zu komponieren. Erst nach längerem dumpfen Grollen platzen umso schockhafter mit vollem Werk gleißend hell aufstrahlende Trompeteria-Akkorde heraus und klingt mit heiteren Figurationen über einem Orgelpunkt ein Moment der traditionellen Spielweise des Instruments an. Doch ein letztes Auffauchen führt schließlich zum endgültigen Verröcheln schwankender Pfeiftöne: drastischer Hinweis auf den drohenden Exitus eines Instruments.
Organ – Journal für die Orgel

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